AFRISO: Partner des Handwerks und des Großhandels – auch in Zukunft!

Interview mit den Urenkeln des Unternehmensgründers anlässlich des 150-jährigen Jubiläums

Bei der AFRISO-EURO-INDEX GmbH zählt noch der sprichwörtliche Handschlag: Über anderthalb Jahrhunderte hat das Unternehmen seinen Charakter als mittelständisches Familienunternehmen bewahrt. Gleichzeitig bewegt sich das Unternehmen weltweit höchst erfolgreich in technologisch anspruchsvollen, innovativen Geschäftsfeldern – bis hin zum Smart-Home. Beständige Werte, Vertrauen, Verantwortung und soziale Kompetenz bilden die Basis des Erfolgs. Was macht das Erfolgsrezept aus, wie sehr prägen die Wurzeln das Unternehmen bis heute? Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums beantworten die Geschäftsführer Elmar und Jürgen Fritz, Urenkel des Unternehmensgründers, unsere Fragen.

Im Alter von gerade einmal 23 Jahren hat Adelbert Fritz im Jahr 1869 das Unternehmen gegründet – Start-Up-Kultur in einer Epoche, in der dieser Begriff noch gänzlich unbekannt war. Inwieweit prägt dieser Mut und Unternehmergeist AFRISO bis heute?

Elmar Fritz: Mut braucht es für ein erfolgreiches Unternehmen in jedem Fall – vor 150 Jahren ebenso wie heute. Mit 23 Jahren ein Unternehmen zu gründen, spricht sicherlich für sich. Mut muss aber auch Grenzen haben, etwa wenn Risiken zu groß oder unüberschaubar werden. Ein „Alles oder nichts“ ist für uns nicht vorstellbar, allein schon im Interesse des Unternehmens und der Mitarbeiter. Gleichzeitig ist Fortschritt nur möglich, wenn man weiter mutig vorangeht.

Was sind die wichtigsten Werte, die AFRISO über 150 Jahre geprägt haben?

Elmar Fritz: Werte wie Anstand, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Offenheit und eine gehörige Portion Flexibilität bestimmen unser Unternehmen seit Beginn an. Das mag wie eine Floskel klingen, ist es aber nicht! Im Miteinander mit unseren Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und Lieferanten orientieren wir uns tagtäglich an diesen Maßstäben. Das Miteinander ist entscheidend!

Über die Jahrzehnte hinweg hat sich AFRISO immer wieder neu erfunden und weitere Geschäftsfelder erschlossen. Kann das Unternehmen dieser Linie auch in Zukunft treu bleiben?

Jürgen Fritz: Seit 150 Jahren entwickeln und produzieren wir innovative Produkte und bewegen uns auf den verschiedensten Geschäftsfeldern. Auch in Zukunft können die jeweiligen Märkte und unsere Kunden aus Großhandel, Handwerk und Industrie immer wieder Neues von AFRISO erwarten. Aus unserer Sicht gibt es allerdings nicht nur „die eine“ vielversprechende Chance für die Zukunft, sondern eine ganze Reihe attraktiver Geschäftsfelder und Ideen, mit denen wir uns aktiv beschäftigen. Großes Potenzial sehen wir beispielsweise in unseren Produkten für den Smart-Home-Markt, in unseren Mess- und Regeltechnikkomponenten für OEM-Kunden im Bereich der Heizungs- und Wassertechnik ebenso wie für vernetzte Handmessgeräte, Sensormodule und Apps, die dem Handwerker den Umgang mit der stetig wachsenden Datenflut erleichtern und Messprotokolle direkt über Schnittstellen digital weitergeben können.

Mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz hat sich AFRISO bereits beschäftigt, als das Thema noch nicht en vogue war. Was verbinden Sie mit dem Claim „Technik für Umweltschutz“?

Elmar Fritz: „Technik für Umweltschutz“, diesen Begriff füllen wir bereits seit Jahren mit Leben, zum Beispiel mit unseren Produkten, die helfen, die Luft reinzuhalten, das Grundwasser zu schützen und Energie einzusparen. Insofern ist die Nachhaltigkeits-Thematik für uns überhaupt nicht neu. Dies betrifft nicht nur die Produkte, sondern zieht sich für uns durch die gesamte Wertschöpfungskette und spiegelt sich selbst in Bereichen wider, die nicht direkt mit dem Geschäftlichen zu tun haben. So engagieren wir uns an unseren Standorten für die Umwelt, haben beispielsweise auf unserem Firmengelände in Güglingen neuen Lebensraum für Bienen, Hummeln & Co. geschaffen und haben große Teile des Firmenareals der Natur vorbehalten.

Jürgen Fritz: Geschäftlich gesehen, ist „Technik für Umweltschutz“ sehr von gesetzlichen Bestimmungen abhängig. Deshalb müssen wir stets in der Lage sein, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Entscheidend ist es für uns auch in Zukunft angesichts der zu erwartenden, weiter zunehmenden Umwelt- und Klimaschutzthematik, bei gesetzlichen Änderungen frühzeitig die geeigneten Lösungen auf den Markt zu bringen.

Emissionsmessung auf Schiffen

Seit 1996 werden bei AFRISO schlüsselfertige Anlagen für die Emissionsmessung industrieller Verbrennungsprozesse realisiert. 2015, mit Inkrafttreten neuer SO2– und NOx-Grenzwerte und Festlegung durch die International Maritime Organization (IMO) in MARPOL Annex VI, startete AFRISO im Bereich der Schifffahrt durch. So sorgen heute AFRISO Messanlagen auch auf Hochseeschiffen für die exakte Überwachung und detaillierte Dokumentation der Grenzwerte von Abgasreinigungsanlagen.

Was tun Sie intern, um Ihr Unternehmen noch nachhaltiger aufzustellen – Energieoptimierung in der Produktion etwa oder auch die Nutzung erneuerbarer Energien?

Jürgen Fritz: Bei Neu- und Umbauten hat Energieeffizienz für uns eine zentrale Bedeutung. Bei unserer jüngsten Erweiterung am Standort Güglingen zum Beispiel haben wir konsequent auf moderne, umweltfreundliche Technik gesetzt, von Geothermie und Wärmepumpentechnik bis zu Fußbodenheizung, Solarthermie, Photovoltaiik und der eigenen Regenwassersammlung und -nutzung. Auch in der Produktion sind wir bestrebt, alle Möglichkeiten zum Energiesparen konsequent zu nutzen. Dabei helfen uns unsere Mitarbeiter enorm mit ihren Verbesserungsvorschlägen aus der Praxis.

Das SHK-Handwerk sowie Schornsteinfeger sind wichtige Partner und Anwender Ihrer Produkte. Wird dies auch in Zukunft so bleiben? Was unternehmen Sie, um den engen Draht zum Handwerk weiter zu pflegen? Welche Zukunft hat aus Ihrer Sicht der bewährte dreistufige Vertrieb?

Elmar Fritz: Wir sind aus Überzeugung dem dreistufigen Vertrieb verbunden. Dabei ist es für uns wichtig, direkt diejenigen zu erreichen und zu überzeugen, die mit unseren Produkten am Ende des Tages arbeiten. Daher befindet sich unser Außendienst permanent im Gespräch mit Handwerksunternehmen, berät, unterstützt bei Projekten und mehr. Sehr gerne nutzen wir natürlich auch einschlägige Fachmessen, die Hausmessen des Großhandels, Schulungen beim Handwerker vor Ort sowie bei uns im Unternehmen, um den direkten Kontakt mit den Anwendern zu pflegen.

Capbs Sensormodule in der Übersicht

Eine clevere Antwort von AFRISO auf die Digitalisierung im SHK-Handwerk: Weit über 20 Sensormodule der CAPBs®-Serie erfassen Messwerte und geben diese per Bluetooth Smart an bewährte Handmessgeräte zur Auswertung oder aber an das Smartphone weiter. Mit der anwendungsspezifischen APP AFRISO TOOLBOX können dann „Schritt für Schritt“ komplexe Prüfaufgaben im Abgleich zu gültigen Normen oder Vorschriften automatisch durchgeführt und als PDF zu dokumentiert werden. Mehr unter: www.capbs.info

Seit geraumer Zeit sind Sie auch im Zukunftsmarkt Smart-Home tätig. Welche Erwartungen haben Sie an diesen Produktbereich?

Jürgen Fritz: Die Erwartungen sind sehr groß, dieser Markt wird in den kommenden Jahren nochmals erheblich an Dynamik gewinnen und sich weiterentwickeln. Für uns ist Smart-Home die perfekte Lösung, weil es unsere klassischen Warngeräte in das digitalisierte Zeitalter bringt und den notwendigen Schritt der Vernetzung ermöglicht. Ein wesentlicher Vorteil unserer Lösungen ist ihr modularer Aufbau und ihre Systemoffenheit. Davon profitieren Großhandel, das Handwerk, der Endanwender und auch andere Technikanbieter gleichermaßen. Da unsere Lösungen mit den wichtigsten Funkstandards arbeiten, können wir die unterschiedlichsten Anforderungen der Anwender erfüllen. Offen, flexibel und zukunftssicher!

Ein Vorteil unserer Lösung gerade unter Sicherheitsaspekten ist darüber hinaus, dass es sich um kein Cloud-basiertes System handelt. Mit einer hohen Kompetenz in der App-Entwicklung, über die wir aufgrund unserer 2015 getätigten Übernahme des Start-up-Unternehmen Codeatelier verfügen, sehen wir uns hier technisch wie auch in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Fortschrittlichkeit optimal aufgestellt.

Was können Sie als Hersteller, was können Händler und Handwerker anders bzw. besser machen, um die Smart-Home-Thematik noch stärker beim Endverbraucher zu verankern?

Jürgen Fritz: Am Ende gewinnt derjenige, der möglichst viele Nutzer für sich gewinnt. Trotz höchster Qualität, einfacher Handhabung und bestmöglicher Sicherheit können wir das allein nicht schaffen. Deshalb setzen wir auf starke Partnerschaften, wie zum Beispiel die EnOcean Alliance, in der unterschiedliche Hersteller einen energieautarken Funkstandard gemeinsam voranbringen und Endverbrauchern mit batterielosen Smart-Home-Sensoren einen echten Mehrwert bieten. Oder eben, indem Sensoren und Aktoren anderer Hersteller in unser System ganz einfach eingelernt werden können. Für den Anwender ergibt sich daraus automatisch eine große Bandbreite von Einstiegsmöglichkeiten in das Thema Smart-Home, sei es als professionelle Sicherheitslösung, Verbesserung des Wohnkomforts oder einfach nur aus technikinteressiertem „Spieltrieb“.

Einstieg in die Smart Home Welt

Bereits 2012 erfolgte mit AFRISO Smart Home der Einstieg in die individuelle Gebäudeautomation. 2015 übernahm AFRISO das Start-up CODEATELIER, bei dem sich heute ein Team aus 15 App-Spezialisten um die nachhaltige Weiterentwicklung der Smart Home Lösung kümmert. Mehr unter: www.afrisohome.de

Wie sehr beschäftigt Sie der Megatrend Digitalisierung, nicht nur bezogen auf Ihre Produkte, sondern ebenso auf Ihre Prozesse, Ihre Fertigung oder Logistik?

Elmar Fritz: Um das Thema Digitalisierung kommt heute selbstverständlich niemand mehr herum. Dazu haben wir 2017 mit der Einführung von SAP eine starke Basis gelegt. Zug um Zug können wir jetzt die Prozesse in allen Bereichen des Unternehmens verschlanken. Ganz aktuell arbeiten wir an wesentlichen Erleichterungen für den Bereich Logistik, die bis zum Herbst 2020 mit einem neuen Logistikzentrum am Standort Güglingen verwirklicht werden.

Wie wichtig ist heute für AFRISO der deutsche Markt – und welche Bedeutung messen Sie ihm in Zukunft bei? Welche Auslandsmärkte schätzen Sie als besonders wichtig und attraktiv ein?

Elmar Fritz: Der deutsche Markt ist und bleibt der wichtigste für uns – vielleicht auch deshalb, da hier die Umweltgesetze weltweit mit am umfangreichsten und auch am strengsten sind. Bei unseren Auslandsmärkten sehen wir insbesondere in China die größten Potenziale. Dort sind wir seit Jahren aktiv und verzeichnen für den asiatischen Raum ein kontinuierliches Wachstum.

Im Bereich der Druck-, Temperatur- und Füllstandmesstechnik sprechen wir eigentlich grundsätzlich über einen weltweiten Markt, in dem wir viele unterschiedliche Branchen abdecken. Dies macht uns als Unternehmen unabhängig von Einzeleffekten oder Konjunkturschwankungen in gewissen regionalen Märkten.

Aktuell beschäftigt AFRISO 1.100 Mitarbeiter. Wollen Sie auf diesem Niveau bleiben oder auch personell weiterwachsen? Viele Unternehmen klagen über enorme Schwierigkeiten, freie Stellen und Ausbildungsplätze zu besetzen. Was unternehmen Sie in dieser Hinsicht?

Jürgen Fritz: Auf mittelfristige Sicht werden wir auch personell weiterwachsen, aktuell gilt das insbesondere für unsere Standorte in Polen, Rumänien und China. Auch wenn es derzeit schwieriger als früher ist, geeignete Mitarbeiter zu finden, können wir die freien Stellen letztendlich doch immer qualifiziert besetzen. Und selbstverständlich bilden wir auch selbst aus.

Afriso Gebäude in Güglingen

Der Hauptsitz am Standort Güglingen / Württemberg.

Wird AFRISO auch in den folgenden Generationen ein familiengeführtes Unternehmen bleiben?

Elmar Fritz: In der Tat war vom ersten Tag an bis heute über 150 Jahre kontinuierlich stets mindestens ein Familienmitglied in der Geschäftsleitung tätig. Das ist sicherlich eine Besonderheit, die AFRISO ausmacht. Vielleicht haben wir einfach auch Glück mit unserer Familie und unserem Verständnis untereinander. Die Hoffnung und die Aussichten sind sehr gut, dass auch die nächste Generation eines Tages die Geschicke des Unternehmens übernehmen wird. Wir würden es uns auf jeden Fall wünschen, dass wir ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Die Chancen dafür stehen sehr gut, schließlich haben wir beide zusammen 7 Kinder, die prinzipiell für diese Aufgabe infrage kommen.

Wie leicht wird es sein, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten den besonderen Charakter als Familienunternehmen zu erhalten?

Elmar Fritz: Wir sind da sehr zuversichtlich. Selbst wenn wir nicht mehr dabei sein werden und keines unserer Kinder eine führende Rolle spielen sollte, dann sind doch in jedem Fall die Geschäftsführer so ausgewählt und darauf fokussiert, dass der Familien-Charakter von AFRISO auf alle Fälle erhalten bleibt! Verantwortung und soziale Kompetenz bilden auch in Zukunft unsere Leitlinien.

Wir danken für das Gespräch!